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Montag, 21. Februar 2011

Eine kulinarische Reise um die Welt. Die 5. Etappe




Englandimpressionen. Musik: Ralph Vaughan Williams' English Folk Song Suite






Igitt! Brrrr! Ähhh!


Na, hat zumindest einer von euch so gedacht, als er/sie las, dass sich diesmal alles um englisches Essen drehen wird? Habt ihr vielleicht selbst schlechte Erfahrungen mit englischem Essen gemacht? Oder immer wieder in diversen Druckwerken den Abgesang an die englische Küche lesen müssen?


Ein Wort vorweg: Die englische Küche wie ich sie kenne ist bestimmt keine raffinierte, verfeinerte Küche, die man an weiß getischdeckten Tafeln mit Silberbesteck und teurem Wein aus Kristallgläsern zu sich nimmt. Meine Auffassung ist eher die einer deftigen Küche, dies aber im positivsten Sinne. "Soul Food" eben, wie man Neudeutsch so schön sagt. Essen für's Gemüt. Was könnte es zu dieser Jahreszeit Schöneres geben?


Warum ich gerade diese Küche so liebe? Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen. Auch dort isst man deftige und reichhaltige Hausmannskost. Kotelett, Frikadellen, Blumenkohl, Salzkartoffeln, Hühnersuppe, Nudelsalat, Eintöpfe jeglicher Art, Mettwürstchen, Fleischwurst ... Das sind die garantiert nicht fettarmen Gerichte und Lebensmittel meiner Kindheit. Mehlschwitze für Blumenkohl und Co. war natürlich ein Muss. Dazu Moccatorte, Waffeln, Püfferchen, Kräbbelchen, Vanillepudding, Schokopudding, Erdbeeren mit Sahne, Frankfurter Kranz ... Auch bei den süßen Speisen ist die Liste endlos.


Alles war lecker. Ist immer noch lecker. Und in meinen Augen, da natürliche Zutaten ohne 'E's und Süßstoff etc. verwendet werden, gesünder als das herkömmliche Supermarktessen von heute, mit dem leider viele Kinder aufwachsen müssen. Versteht mich nicht falsch. Heute esse ich das nicht mehr jeden Tag, und freue mich zwischendurch auch über etwas raffinierteres Essen, leichte Gerichte oder 'neumodischen Kram' wie Sushi. Sehr sogar. Und ersetze vielleichht die ein oder andere Konserve durch frische Zutaten (Champions aus der Dose, z.B.!) 


Aber trotzdem lande ich immer wieder bei wärmenden deftigen Gerichten, die für relativ wenig Geld satt machen, lecker sind, und nach deren Zubereitung die Küche nicht aussieht wie ein Schlachtfeld. Und da schließt sich der Kreis zu den Kochtöpfen auf der Insel.


Durch meine Leidenschaft für vor allem britische Popmusik habe ich in den letzten Jahren etliche Engländer kennengelernt und, vor allem in der Region Sheffield, gute Freunde gewonnen. Bei zahlreichen Kurzbesuchen dort hatte ich das Glück von eben jenen Freunden bekocht zu werden. Und in Pubs und Restaurants zu gehen, in die ich als normaler Tourist vielleicht nicht gegangen wäre. Womit wir schon beim Thema wären: Schlechtes Touristenessen. Gibt es! Ist eklig! Aber nicht nur in England, sondern überall auf der Welt.


Aber auch der Ottonormalengländer isst gern gut, und daher kann man Hausmannskost nicht mit Autobahnraststättenfraß vergleichen. Es gibt unzählige köstliche englische Gerichte.
Zu meinen Favoriten gehören eindeutig Toad in the Hole, Sunday Roast, Cheese Sandwich, Roast Chicken with Roast Potatoes, Bubble and Squeak, Cornish Pasties und alle Arten von Pies. Bei letztere unterscheidet man zwischen denen mit Teigboden und -decke und denen, die nur eine Teigdecke haben. Und dann gibt es noch Pies, die haben statt einer Blätter- oder Mürbeteigdecke eine Schicht Kartofelpüree obenauf. 


Dafür habe ich mich entschieden, und präsentiere euch heute mein Rezept für Shepherd's Pie, auf Deutsch in etwa Hirtenauflauf. Da ich zum Typ Frei-Schnauze-Koch gehöre, habe ich versucht, jeden Schritt fotografisch zu dokumentieren, damit ihr einen zusätzlichen Anhaltspunkt für die verwendeten Mengen bekommt.


Shepherd's Pie


Zutaten:
Für die Hackfleichmasse
  • 1 große Zwiebeln
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 2 kleine Möhren
  • Sellerie der Menge nach wie die Möhren, oder nach Geschmack
  • 500 g Lammhackfleisch (mit anderem Hackfleisch wird Cottage Pie aus dem Ganzen)
  • Salz, Pfeffer
  • 2 EL Tomatenmark
  • Schuss Rotwein (kann), alternativ: Brühe
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 EL Thymian, gerebelt
  • 1 große Dose Tomaten
  • einige Spritzer Worcestershiresauce (Wer die nicht hat, lässt sie einfach weg. Oder kauft sich mal ein Fläschchen -ist ewig haltbar- und wird Fan davon ;)
  • Petersilie
Für die Kartoffelhaube
  • 500 g mehligkochende Kartoffeln (Ich kaufe nur noch mehligkochende Kartoffeln)
  • Milch nach Bedarf
  • Salz
  • Muskatnuss
  • 2-3 Handvoll geriebener Cheddar oder anderer würziger Käse (kann), alternativ: Butterflöckchen
Man brate Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Sellerie und Hackfleisch schön an und salze und pfeffere das Ganze. Danach das Tomatenmark kurz mitrösten lassen und mit Rotwein ablöschen. Wer ohne Alkohol kochen will, nimmt Brühe. Tomaten dazu und etwas zerdrücken.
Den Thymian über die Mischung rebeln und die Lorbeerblätter in die Sauce geben. Alles auf kleiner Flamme etwas einkochen lassen und zum Schluss mit der Worcestershiresauce abschmecken. 

Hier kann man das Ganze für einen Tag oder einige Stunden vergessen und das Gericht später zubereiten.

Oder man hat in der Zwischenzeit Salzkartoffeln gekocht und bereitet auf mittlerer Flamme unter Zugabe der kalten Milch und Salz und Muskatnuss mit dem Kartoffelstampfer (!) ein nicht zu flüssiges Püree zu.

Die Hackfleischmasse kommt in einen feuerfesten Topf oder eine Auflaufform, das Püree wird darüber geschichtet und zum Schluss kommt, wenn man möchte, der Käse obenauf. Falls man auf Käse verzichtet, kann man einige Butterflöckchen für die Bräunung auf dem Püree verteilen.
Wenn alles noch warm ist ab in den Backofen unter den Grill, bis sich eine schöne braune Kruste gebildet hat.

Wenn das Gericht vorbereitet wurde kommt zunächst Alufolie über den Topf/die Auflaufform und alles solange in den Backofen (180°c), bis es durchgewärmt ist. Dann noch kurz mit der Grillfunktion oder auf der obersten Schiene bei voller Hitze gratinieren.

Auf Fotos sieht das dann so aus:

Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Möhren

 anschwitzen lassen

 Hackfleich dazu

 und das Tomatenmark

 Thymian abrebeln und Lorbeerblätter dazu

 alles gut vermischen

 Wein oder nicht Wein ...

 Tomaten hinzu

 gut umrühren

 leise köcheln lassen

 Kartoffeln schälen, waschen und kochen

 abdämpfen zu Püree verarbeiten

 kleingehackte Petersilie unterrühren

 so sieht der fertige Shepherd's Pie aus

 und so auf dem Teller

dazu getrunken haben wir Cidre (statt des englischen Ciders), also Apfelwein

Zum Dessert gibt es meine Version von Eton Mess, einem leckerer Nachtisch aus folgenden Zutaten:
  • Vanillepudding
  • TK-Himbeeren
  • Likör (kann)
  • Baiser
  • Sahne
Pudding kochen und gut die Hälfte in eine große Schale oder mehrere kleine Portionsschälchen verteilen. Die Himbeeren (original: Erdbeeren) darüber verteilen und mit dem restlichen Pudding abdecken. Den Baiser und geschlagene Sahne als Dekoration darauf geben und schmecken lassen :)

Hier die Nachtisch-Fotorunde:



 weiter geht's mit dem Nachtisch (ok, mit etwas Schummelei)

 mit echter Vanilleschote


 die Hälfte des Puddings in eine (Glas-)Schüssel füllen

 TK-Himbeeren hinzu geben

 schön verteilen

 wer möchte: Triple Sec oder einen anderen Likör darüber träufeln

 den Rest des Puddings hinzu

Baiser darauf verteilen


 mit Sahnetupfen servieren und genießen

ein wenig Schoki für's (kontrastreichere) Foto


Uff, ein langer Eintrag ist das geworden! In den nächsten Monaten werde ich bestimmt noch mehr über die englische Küche schreiben, da ich tatsächlich oft britische Rezepte koche und backe. Wenn ihr Lust auf ein Kuchenexperiment habt, sei euch jener Post ans Herz gelegt :)

Dieser Beitrag ist Teil der Kulinarischen Reise um die Welt, zu der Eva von Landgeflüster vor kurzem aufgerufen hat. Hier die bisherige Reiseroute Türkei - Spanien - Karibik - Ostsee - England - Frankreich - Frankreich - ?

Wir sehen uns hier bald wieder - mit welchem Land, wird noch nicht verraten ;)
God save the Queen! Maja



Einen historischen Abriss der englischen Ess- und Kochkultur findet ihr bei Wikipedia.

9 Kommentare:

  1. Danke, das ist ja ein interessanter Bericht. Ich muss zugeben, dass ich englisches Essen meistens nicht mochte. Aber den Hackfleischtopf habe ich mir gleich mal kopiert. Und so schön noch zum Schluss mit dem "Queensong"! Viele Grüße von Rana, die auch irgendwann dran ist

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  2. Danke für deine netten Worte :) Da bin ich ja gespannt, in welches Land du uns führst!

    Lieben Gruß, Maja

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  3. Schön haste gekocht, Maja! So leckerer Shepherd's Pie! Und Eton Mess war sowieso schon immer mein Liebling! Muss auch daran liegen, dass man das endlos variieren kann!
    Ich schick Dir ganz viel Sonne und Wärme :-)
    Lieben Gruss
    Christine

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  4. Ich habe auch ein Kochbüchlein über englische Pasteten - rangetraut habe ich mich noch nie. Da kommt dein Bericht gerade richtig - jetzt bekomme ich Lust, es wirklich einmal zu versuchen. Vielen Dank dafür!

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  5. Da hab ich doch beinahe unsere nächste Etappe verpasst. Schönes Gericht, gerade wenn es so kalt ist wie heute.
    Übrigens halten wir es in fremden Ländern auch immer so - am besten in Lokale, in denen nur Einheimische sitzen. Da bekommt man meist die leckersten Gerichte.
    Schönen Abend noch
    liebe Grüße Barbara

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  6. Hi, irgenwdie finde ich die Etappenliste nicht..macht aber nix..ich habe ja noch die Mail von Frau Landgeflüster..die reicht ja eigentlich auch..lGHEike und dein Essen ist klasse..ich liebe auch deftiges Essen und kenne aus der Kindheit die gleichen Gerichte wie du ..ich habe es geliebt das essen zu Hause..auch ich koche heute anders aber ich brauche auch einfach kleinere Mengen...!

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  7. Schön, dass euch die Gerichte gefallen!

    @Ilewella - Nur ran, das ist halb so schwer, wie es aussieht ;)

    @Barbara - hab auf deinem Blog gerade gesehen dass ihr es schon 13°C warm hattet. Der blanke Neid steht mir ins Gesicht geschrieben! Da kannst du ja bald wieder raus in den Wald ;)

    @ Heike, knapp über dem zweiten Video steht der Absatz mit der "Linkliste" :)

    Lieben Gruß, Maja

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  8. Irgendwie habe ich diese Etappe total verpasst, das ist sooo lecker, ich werde es definitiv nachkochen.

    Ka

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  9. Mhhh, Shepherd's Pie ist wirklich lecker - ich finde die englische Küche hat durchaus ihre Highlights. Und das ist eins davon. Mein Lieblingsnachtisch ist Trifle, aber der hört sich auch gut an.
    Herzliche Grüße
    Miss Herzfrisch

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